Irgendwie anders? – Warum introvertiert und erfolgreich sich nicht ausschließen.

dreifarbige Langhaarkatze

Kennst du den Song „Creep“ von Arlo Parks? Genauso fühle ich mich oft als introvertierte Person – nicht nur in der Business-Welt. Irgendwie außerirdisch, nicht dazugehörig. Nicht genug. Vielleicht kennst du das ja auch. Denn wir leben in einer Welt der Extraversion. 

Bewundert wird, wer kommunikativ, unterhaltsam, gesellig, charismatisch und verbindlich ist, viele „Freunde“ hat, gerne im Scheinwerferlicht steht und handelt, ohne erst lange und gründlich Vor- und Nachteile abzuwägen. Genau das, was Introvertierte wie wir in der Regel nicht darstellen, gut können oder gerne machen.

Das legt den Schluss nahe, dass Introvertierte nicht erfolgreich sein können. Doch ist das wirklich so? In diesem Artikel erfährst du es.

Warum ist unsere Welt so extravertiert?

Hast du dich mal gefragt, warum und seit wann das eigentlich so ist? 

Ehrlich gesagt: ich nicht. 

Und dann ist mir dieses Buch in die Hände gefallen: „Still – Die Kraft der Introvertierten“ von Susan Cain.

Und mir ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgegangen. (Auch wenn Susan Cain als Amerikanerin natürlich hauptsächlich über Amerika schreibt, lässt es sich gut auf Deutschland übertragen, wenn auch vielleicht in etwas abgemildertem Maße und in etwas anderer zeitlicher Einordnung.) 

Manchmal tut es richtig gut, Hintergründe zu kennen, um Dinge besser einordnen zu können.

Susan beschreibt unter anderem, wie die noch bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende Charakterkultur immer mehr zu einer Persönlichkeitskultur wurde. Und sich dadurch die Achtung und der Respekt vor Stärken, die gerade introvertierte Menschen verkörpern, gewandelt hat hin zur Anbetung und Idealisierung von Stärken, die in der Regel eher bei extravertierten Menschen zu finden sind. 

Idealbilder: Charakterkultur vs. Persönlichkeitskultur 

In der Charakterkultur war der Idealmensch ernsthaft, diszipliniert und ehrbar. Machte sich viele Gedanken, wägte ab. Was zählte, war nicht der Eindruck, den man in der Öffentlichkeit hinterließ, sondern wie man sich verhielt, wenn niemand dabei war. 

Doch vor ca. 100 Jahren (Ja, so lange ist das schon her! Das ist kein Neuzeit-Phänomen!) fingen die Menschen an, vor allem darauf zu schauen, wie andere sie wahrnahmen bzw. welche Art der Außen-Wahrnehmung erfolgversprechend war und wie sie diese erzielen konnten. Sie wurden immer mehr zu Darstellern. Die Extraversion wurde idealisiert. Die Persönlichkeitskultur geboren.

Introversion: eine „lebensferne Abnormität“?

Durch Erziehungsratgeber, Selbsthilfebücher, Persönlichkeitsseminare und durch eine auf Außenwirkung bedachte Gestaltung von Werbung setzte sich der neue Glaube, wie Menschen sein sollten, um ein gutes und erfolgreiches Leben führen zu können, immer weiter in den Köpfen fest. 

Tatsächlich wurde Susan Cain zufolge Introversion sogar eine Zeitlang als „lebensferne Abnormität“ gesehen und bei Schülern gezielt unterdrückt und bekämpft. In Talentschmieden wie der „Harvard Business School“ geschieht das noch heute, weil in den Köpfen eingemeißelt ist, dass nur der eine gute Führungskraft abgeben wird, der reden, Leute begeistern, sich selbst im besten Licht darstellen und Entscheidungen treffen kann, ohne lange nachzudenken. Und wer sich nicht an die vorgegebenen Verhaltensweisen anpassen kann – wie zum Beispiel bis zum Ende der Ausbildung ein möglichst großes soziales Netzwerk an Beziehungen aufzubauen -, fällt durch.

Erkenntnisse einer Introvertierten

Durch die Lektüre ist mir aufgefallen, wie sehr ich schon im Kindesalter – und auch später – versucht habe, mich an diese Vorstellungen anzupassen. Nicht nur, weil meine Eltern mir ihre Sichtweise vermittelt haben, wie es richtig ist und wie falsch. „Du darfst halt nicht so schüchtern sein.“ „Du musst dich auch mal durchsetzen.“ „Geh doch auch mal mit jemand anderem weg, nicht immer mit der gleichen Freundin.“ „Du musst auch mal einfach auf den Putz hauen, sonst gehst du unter.“

Auch meine Eltern haben immer versucht, mich in das überall dargestellte Ideal einzupassen. Sie wollten mir nichts Böses – im Gegenteil. Sie wollten mir meinen Lebensweg ebnen. So wie es ihnen von der Gesellschaft vermittelt worden ist. Daran, was mit Kindern passiert, die eigentlich ein ganz anderes Wesen haben und sich folglich immer verstellen müssen, um der gewünschten Norm zu entsprechen, hat damals noch niemand gedacht. 

Schock

Selbst ich habe erst durch die Beschäftigung mit Susan Cains Ausführungen wahrgenommen, dass ich – genauso wie meine Eltern früher – in manchen Bereichen versucht habe, meine Kinder in eine Richtung zu formen, die vielleicht nicht ihrem Wesen entspricht. Weil die Gesellschaft mir vermittelt hat, das müsse so sein, damit Kinder später ein gutes Leben führen und Erfolg haben können. Und ich das nicht hinterfragt habe. Das hat mich ziemlich geschockt. War ich doch immer stolz darauf, dass meine Kinder das tun dürfen, was sie glücklich macht.

Wen wundert es da, dass Introvertierte, die verzweifelt versuchen, mit ihren extrovertierten Mitmenschen mitzuhalten und sich in Richtung dieser Idealversion zu trimmen, sich selbst darüber verlieren?

Zum Glück geht es auch anders. 

Die Gemeinsamkeit vieler erfolgreicher Unternehmen? Introvertierte Firmenchefs!

Susan erzählt in ihrem Buch von einer berühmten Untersuchung, die der einflussreiche Managementtheoretiker Jim Collins am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts durchgeführt hat. Laut dieser Studie wurden viele der erfolgreichsten Unternehmen von Menschen geführt, die nicht für ihr blendendes oder charismatisches Auftreten, sondern für ihre ausnehmende Bescheidenheit gepaart mit großer beruflicher Willenskraft bekannt waren.

Collins hatte eigentlich nicht vorgehabt, introvertierte Führungsqualitäten hervorzuheben. Doch als er analysierte, was die erfolgreichsten Unternehmen verband, sprang ihm das Wesen der Firmenchefs ins Auge: Wer mit ihnen zu tun hatte, beschrieb sie mit Adjektiven wie „still“, „einfach“, „bescheiden“, „reserviert“, „scheu“, „liebenswürdig“, „freundlich“, „zurückhaltend“ oder „unaufdringlich“. (Merkst du was? ;))

Die Stärken von Introvertierten

Vielleicht fragst du dich jetzt, welche Stärken Introvertierte eigentlich haben, die sie einsetzen können. Das ging mir auch lange so. Denn wir neigen dazu, uns viel zu sehr auf das zu konzentrieren, was wir nicht können (Gruppenkonversation oder Smalltalk zum Beispiel. Oder ständig präsent sein.), als auf das, was wir können.

Wichtig ist jedoch, dass wir uns unserer Stärken bewusstwerden und diese gezielt einsetzen. Ich fange mal bei mir an. Was kann ich besonders gut, gerade weil ich introvertiert (und in meinem Fall auch noch hochsensibel) bin?

  • achtsam zuhören und gezielt Fragen stellen
  • mich in andere perfekt einfühlen
  • Verschiedene Perspektiven erkennen und vereinen
  • Details wahrnehmen, die andere nicht bemerken
  • mitfühlen
  • 1:1-Gespräche führen
  • Tiefgehende Gespräche führen
  • durchdachte Entscheidungen treffen
  • zwischen zwei Kontrahenten vermitteln
  • konzentriert und sorgfältig arbeiten
  • gründlich recherchieren
  • reflektieren
  • zuhören
  • schreiben (Website-Texte, E-Mails, Nachrichten, Briefe, Geschichten).

Wie ist das bei dir? Was sind deine Stärken – als Introvertierte und im Besonderen?

Es kann ein großer Vorteil sein, Dinge anders anzugehen als andere. Statt dir also zu wünschen, so zu sein wie andere, fokussiere dich auf deine besonderen Talente und nutze sie gezielt. 

Meiner Erfahrung nach wünschen sich viele Menschen einen Gegenpol zu unserer lauten Berufswelt: ruhige, überlegte Personen, die zuhören und auf andere eingehen können.

Fazit: introvertiert erfolgreich zu sein ist möglich

Mein Fazit: Es braucht keine extrovertierten Eigenschaften, um erfolgreich zu sein. 

Deshalb: Trau dich, den Weg zu gehen, der zu dir passt und mit dem du dich wohlfühlst. Und lass dir nichts anderes einreden!

Ich freue mich, wenn ich dich auf deinem Weg unterstützen kann!

Die eigene Website ist DIE Gelegenheit für Introvertierte, sich zu zeigen, ohne ständig präsent sein zu müssen. Und ohne etwas darstellen zu müssen, was sie nicht sind. 

Selbstdarstellung ohne Selbstdarstellung

Denn auf deiner Website geht es eigentlich gar nicht um dich! Sondern um deine Kunden. Lies hierzu auch gerne meinen Blogartikel Website texten: viel mehr als Sätze formulieren. 10 verblüffende Fakten.

Deine Website ist natürlich dafür da, dich und deine Angebote zu präsentieren. Doch das bedeutet nicht, dass du dich aufplustern oder als Übermensch darstellen musst. Denn du bist nicht die Person, die im Scheinwerferlicht stehen sollte. Sondern deine Kunden.

Wichtig ist, dass du genau das machst, was du besonders gut kannst: du hörst deinen bestehenden Kunden aufmerksam zu. Und beantwortest auf deiner Website genau die Fragen, die deinen potenziellen neuen Kunden im Kopf herumgeistern – ohne dass sie sie dir vorher gestellt haben.

Schau dir gerne meine Angebote an, wenn du mehr Kunden gewinnen willst, ohne dich fürs Marketing verbiegen zu müssen:  

Website-Texte schreiben lassen

Begleitung für Selberschreiber

Hier noch der Link zum Buch von Susan Cain Still – Die Kraft der Introvertierten. Ich kann es dir wirklich wärmstens empfehlen, denn es öffnet einem im wahrsten Sinne die Augen. (Das ist übrigens kein Affiliate-Link, das heißt ich verdiene nicht daran, wenn du das Buch kaufst.)

Ich wünsche dir nur das Beste für deinen (introvertierten) Weg!

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